18.03.2024

Wieder zuhause: Chiara Magliari steigt beim TV Wallau ein

Von allen Personen, die in den vergangenen Jahrzehnten in Wallau mal gegen einen Fußball getreten haben, ist Chiara Magliari wahrscheinlich eine der Begabtesten. Und diejenige, die es am weitesten gebracht hat: Barfuß auf dem Recepturhof, wo die Familie noch heute ihr Eiscafé betreibt, fing es an. Bis zur D-Jugend spielte sie beim TV Wallau noch mit den Jungs zusammen, ehe es für sie nach Frankfurt zum FFC – der heutigen Eintracht – ging. Hessenauswahl, Sport-Internat, Schul-Weltmeisterin, Junioren-Bundesliga, U-Nationalmannschaft von Deutschland und Italien, Kaderspielerin in der Zweiten Frauen-Bundesliga. Die sportliche Vita der zentralen Mittelfeldspielerin liest sich wie die einer Profispielerin. Die sie allerdings nicht wurde, weil ihr ihr Körper ein paar Mal zu oft einen Streich gespielt hat. Verletzungen, die erst nicht erkannt und dann verschleppt wurden, falsche Trainer-Ratschläge zur falschen Zeit, kein Vertrauen mehr in die eigene Leistungsfähigkeit, mentale Blockaden: Zu viele Rückschläge, um es in den bezahlten Fußball zu packen.

Bis auf den verpassten Länderspieleinsatz für das Geburtsland ihrer Eltern macht die Deutsch-Italienerin nicht den Eindruck, als würde sie dieser Möglichkeit großartig hinterhertrauern. Doch Magliari hat auch gemerkt: Ganz ohne Fußball geht es nicht. „Die Leidenschaft ist noch da. Ich will wieder im Fußball Fuß fassen“, sagt sie. Nun liegt ihr Fokus aber nicht auf dem Spielen, sondern auf der Tätigkeit als Trainerin. Ihr ersten Schritte als Trainerin möchte sie dort gehen, wo sie auch ihre ersten Schritte als Fußballerin gegangen ist: In Wallau. Ob bei den Aktiven, den Frauen oder der Jugend: Beim TVW soll sie im Verein hospitieren und sich in der Trainingsarbeit einbringen. Im Gegenzug finanziert ihr der Verein die Trainerausbildung am HFV-Stützpunkt in Grünberg. „Darüber habe ich schon in den letzten Monaten nachgedacht“, erklärt Magliari, die wieder in Wallau wohnt und bei ihrer Familie im Restaurant arbeitet.

Magliaris Rückkehr zum TVW mit eingefädelt hatte Wallaus sportlicher Leiter, Saki Wolters. Wolters kannte Magliari noch aus seiner Zeit beim SV Italia Wiesbaden, wo Chiaras Bruder Luca einst gekickt hatte. Und lotste sie nun zurück zu ihrem Heimatverein. „Früher habe ich immer raus aus Wallau gewollt“, sagt sie. Nun sei der Moment wieder da, um zurückzukehren. Wobei die Idee für Magliaris Einbindung im Verein auf kuriose Weise entstand. „Ich habe eigentlich nur bei ihr angerufen, weil ich ein paar Party-Pizzen bestellen wollte“, sagt Wolters. 

Bei einer Trainingseinheit vor der Winterpause hatte Magliari bereits zugeschaut, dabei auch erstmals die neue Sportanlage in Wallau wirklich kennengelernt. Seit der Winterpause ist sie auch aktiv in die Trainingsarbeit bei der Frauen-Mannschaft eingestiegen, nachdem sich der TVW vom Trainerteam um Celina Ochs getrennt hatte. „Ich will mich engagieren, wo Bedarf ist“, sagt Magliari. Die aber zugibt, grundsätzlich mehr an der Jugendförderung interessiert zu sein. In ihrer Zeit in Frankfurt habe sie sowohl sehr gute als auch schlechte Trainer gehabt, erinnert sich Magliari. Gerade im Leistungsbereich sei der Trainer entscheidend, hat sie gemerkt. „Wenn der Trainer dich nicht fördert, kannst du so gut sein wie du willst. Dann bist du irgendwann weg.“
Ihr Lieblingstrainer Niko Arnautis, mit dem sie die Schul-WM gewann, sei ihr Lieblingstrainer gewesen. Heute ist er Chefcoach bei der Eintracht. „Der war menschlich nicht zu toppen“, erinnert sie sich.

Als Trainerin wolle sie jedoch ihren eigenen Stil finden. Beim TV Wallau hat sie das ideale Umfeld dazu gefunden.